Berichte
„Müll im Magen gesammelt“
„Plastik – Weniger ist Meer“: Zu diesem Thema referierte jetzt Nadja Ziebath vom BUND-Meeresschutzbüro im Forum des Ostendorf Gymnasiums. Die Schüler der Jahrgangsstufe Q1 lernten, wohin der Plastik-Müll geht, wo er herkommt und wie man ihn mindern kann. „Was kann ich tun, mit dem, was ich gelernt habe?“, fragte sich die Bremerin Ziebarth nach ihrem Meeresbiologie-Studium. „Ich wollte etwas bewegen.“ Jetzt leitet sie das Meeresschutzbüro des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) in Bremen – „eine der größten Umweltschutzorganisationen“, die auch international aktiv ist. Mit einem Film begann sie ihren Vortrag für die Schüler des Ostendorf Gymnasiums: Auf den Midway-Islands, eine hawaiianische Inselgruppe, wurden tote Tiere fotografiert, deren Magen voller Müll ist. Tiere können Müll nicht von Nahrung unterscheiden, daher füttern sie oft sogar ihren Nachwuchs damit. Schildkröten zum Beispiel fressen Quallen – Plastiktüten sehen im Wasser ähnlich aus. „Kunststoff ist eine tödliche Gefahr. Es wird nicht verdaut, es sammelt sich im Magen.“
Auch die Basstölpel auf Helgoland kommen schon früh mit Plastik in Berührung, sagte Ziebarth. Die basteln ihre Nester aus dem, was sie finden – darunter sei sehr oft Müll wie Plastikteile und Netze. Über Abwasser, Schiffe und Fischzuchtanlagen beispielsweise gelange das Plastik in die Meere. Auch, wenn man einen Ballon steigen lässt, müsse der ja irgendwo landen. Und „das, was davon an den Küsten wieder angeschwemmt wird, ist nicht die große Menge.“ 70 Prozent des Mülls liege auf dem Meeresgrund. Und dort liegt es wohl sehr lange. Denn Kunststoff ist „das Superprodukt“. Es ist sehr lange haltbar – auch im Meer. „Derzeit befinden sich bis zu 142 Millionen Tonnen Müll dort, und jedes Jahr kommen etwa 10 Millionen Tonnen dazu.“ Und damit möglichst niemand den Müll zu Gesicht bekommt, werden die Küsten ständig gereinigt. Das gehe ganz schön ins Geld, so die Meeresbiologin. Nur wenige Länder haben bisher Zahlen dazu bekannt gegeben: Großbrittanien zahlt etwa 18 Millionen Euro, und Holland / Belgien 10,4 Millionen Euro jährlich für die Strandreinigung. Der Müll solle jedoch nicht nur gesammelt, sondern vermieden werden. Zum Beispiel, indem auf Plastiktüten verzichtet werde, so Ziebarth. Auch glaube man kaum, in welchen Kosmetika Plastikpartikel stecken: „Erst seit letztem Jahr verzichten die Hersteller auf Mikroplastik in Zahnpasta.“ Auch in Produkten wie Peeling-Duschgel werde Plastik bewusst eingesetzt. Eine Liste von verschiedenen Kunststoffen und vieles mehr bietet der BUND auf seiner Webseite.
Der Patriot, 28.4.2016