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Die Liebe nach dem Tod – Ostendorf-Literaturkurs überzeugt bei „Schultheatertagen“ mit Sartres „Das Spiel ist aus“

2016-20-06_Bild 1„Niete, leider nicht gewonnen. Versuch es noch einmal“ — die Lose, die die Theaterbesucher zur Aufführung des Literaturkurses Q1 des Ostendorf-Gymnasiums von „Das Spiel ist aus“ auf der Lippstädter Studiobühne zogen, fassten die Intention des Stückes ganz gut zusammen. Ja, das Leben kann scheitern, aber gibt es eine zweite Chance? Pate für das Stück stand der Existentialist Jean-Paul Sartre, der sich mit seinem Drehbuch „Les jeux sont faits“ diesmal am Determinismus orientierte, wonach alle Ereignisse im Voraus festgelegt sind und es keinen freien Willen gibt. Die Aufführung im Rahmen der „Schultheatertage“ ließ innerhalb dieses Denkens viele weitere Interpretationsmöglichkeiten zu. Ist das Leben Schicksal oder einfach nur Glückssache? Wie viel ist man bereit für die Liebe zu opfern, und hat diese, bzw. das Leben, eine zweite Chance? In „Das Spiel ist aus“ (Gesamtleitung: Sabine Lepping) lautet die Antwort auf die letzte Frage eindeutig: Nein. In dem Stück treffen Eve (Lorena Rudolph), Frau des wohlhabenden Generalsekretärs Andre Charlier (Dennis Marenin) und der Rebell Pierre Dumaine (Jan Vorwerk) erst in der Totenwelt aufeinander. Während sie von ihrem Mann vergiftet wird, wird er von einem Spitzel erstochen. Die beiden verlieben sich und wünschen sich nichts sehnlicher, als noch einmal als leibhaftige Menschen auf die Erde zurückzukehren, um ihre Liebe leben zu können. Tatsächlich erhalten sie, weil sie laut Artikel 140 auf der Erde füreinander bestimmt waren, aber versehentlich vergessen wurden, die Möglichkeit, sich innerhalb von 24 Stunden zu beweisen. Doch es scheitert. Eve möchte ihre kleine Schwester (mit toller Soul-Stimme ausgestattet: Eileen Scharmach) vor ihrem intriganten Ehemann schützen und Pierre kann seine Freunde bei dem geplanten Aufstand nicht ins Messer laufen lassen. Während sie sich zu ihm bekennt und reinen Tisch macht, kann er sich nicht von seiner solidarischen Verantwortung lösen. Beide sterben erneut und gehen getrennt den von Club-Besitzerin Mme Barbezat (Finja Großkreuz) beworbenen „Freuden“ des Paradieses nach. Das übrigens wird äußerst süffisant in Szene gesetzt. Während die Can-Can-Girls zu flotten Disco-Rhythmen tanzen, stehen die Anwärter bei den Engeln bzw. Losbudenverkäuferinnen (Julia Maria Hacker und Cara Mertins) Schlange. „Gewinne, Gewinne, Gewinne“, locken sie Kaugummi kauend ihre Kundschaft an und lassen die ihre Totenscheine selbst quittieren. „Nur noch eine Unterschrift, und Sie sind offiziell tot.“ Ernsthafter geht es bei Eve und Pierre zu, die immer wieder zwischen Familie und eingeschworener Widerstandstruppe hin und hergerissen sind. Sie spielen sehr eindringlich, in ihren Argumenten und Handlungen sehr nachvollziehbar. Der Regent (Justus Schulte) macht die Sache nicht leichter. „Man vergisst die Lebenden schnell“, sagt der Vater zu Eve im Himmel. Es quäle ihn, seine Kinder auf Erden leiden zu sehen, darum lasse er sich lieber von den himmlischen Freuden ablenken. Ist der Tod doch schöner als das Leben?

Quelle: Der Patriot, 07.06.2016