Berichte  
Der Auschwitz-Überlebende Hugo Heinemann am Ostendorf-Gymnasium

2015-05-10_IMG_8876„Man gewöhnt sich an den Tod“, berichtet der Zeitzeuge Hugo Heinemann (91) aus Rheda-Wiedenbrück sachlich aber nicht weniger bewegend, als er gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9B des Ostendorf-Gymnasiums der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt.

Gemeinsam mit seiner Tochter, Frau Donath, den Schülerinnen Rebecca Hoffmann und Hanna Pötter von der Israel-AG des Einstein-Gymnasiums in Rheda und ihrer Leiterin, Frau Meier, war der Zeitzeuge im Rahmen der Anne-Frank Themenwochen zu Besuch an der Europaschule Ostendorf-Gymnasium.

Die Teilnehmer der Israel-AG, über deren Arbeit die beiden Schülerinnen stellvertretend berichteten, hatten schon mehrfach die Gelegenheit, Herrn Heinemann an ihrer Schule begrüßen zu dürfen. Neben Gesprächen und Begegnungen beschäftigen sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, die seit 1985 existiert, sehr intensiv mit den verschiedenen Aspekten des Judentums und der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Rheda-Wiedenbrück.

Daran anknüpfend berichtete der 1924 in Bochum geborene Hugo Heinemann von seinem Schicksal als „Mischling ersten Grades“. In beeindruckender und bewegender Art und Weise schilderte er, wie er die Anfänge des braunen Terrors erlebte, wie zuerst seine Mutter und dann sein Bruder „verschwanden“ und wie er schließlich selbst, im Jahr 1943 in das Arbeitslager Auschwitz III/Monowitz kam. Als sichtbares Zeichen der Entrechtung und der „Entmenschlichung“ trägt er die Nummer „104946“ auf seinem linken Unterarm, die uns alle daran erinnert, wie wichtig das Gedenken an die zahllosen Opfer des Nationalsozialismus ist und bleibt.

Unter menschenunwürdigen Bedingungen musste Herr Heinemann in Monowitz arbeiten: „Überleben ist alles“ beschreibt er die Zustände im Lager und die tägliche Not. Das bevorstehende Kriegsende 1945 bringt für ihn und zahlreiche andere Häftlinge noch nicht die ersehnte Befreiung. Während des sog. Todesmarsches, einer Irrfahrt auf offenen Güterwaggons von Auschwitz zu anderen Konzentrationslagern bis zum KZ Flossenbürg sterben viele weitere Leidensgenossen und Kameraden, und nur mit großem Glück kann Hugo Heinemann schließlich in seine Heimat zurückkehren.

Beeindruckend für die Zuhörer ist das exakte Erinnern Hugo Heinemanns an Namen und Daten, die er mit erschütternder Nüchternheit darlegt. Eine bewegende Begegnung, die den Schülerinnen und Schülern nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

J. Brand