Berichte  
Soziales Engagement verbindet Kulturen

Fluechtlingsbetreuung

Rebecca Kißio (r.) gibt der zwölfjährigen Islam in ihren Freistunden Deutsch-Unterricht. Lateinischen Buchstaben konnte das syrische Mädchen dank des Englisch-Unterrichts in ihrem Heimatland glücklicherweise schon. Aber Rebecca ist nicht die einzige „Ostendorflerin“, die sich für nach Deutschland geflohene Menschen einsetzt.

Ostendorf-Schüler machen sich in ihrer Freizeit für ausländische Mitbürger stark.

Sie helfen jungen Neueinwanderern bei der Orientierung in der Stadt, sorgen für Abwechslung in Flüchtlingsunterkünften, geben Sprachunterricht und haben
keine Berührungsängste: Schüler des Ostendorf-Gymnasiums engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für ausländische Mitbürger.

Die Idee zu dem ehrenamtlichen Engagement ist im Austausch mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Lippstadt entstanden. „Mittlerweile haben wir einen großen Pool von jungen Leuten, die bereit sind, etwas für andere Menschen zu tun“, sagt Mirjam Enghy, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Daniela Daus für die AWO das Projekt „Willkommen in Lippstadt“ koordiniert. Unterstützung bekommen sie dabei von Lehrerin Rita Gockel-Gesterkamp, die im Oktober am Ostendorf-Gymnasium einen Aufruf in der Schülerschaft gestartet hat.

„Es ist toll zu sehen, wie engagiert die Schüler am Ball bleiben, obwohl die schulischen Belastungen immer höher werden“, sagt Gockel-Gesterkamp. „Erst waren wir eine kleine Gruppe“, erinnert sich die Lehrerin. Mittlerweile gibt’s mehr als 40 interessierte Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren, die sich für ausländische Mitmenschen starkmachen möchten, 16 von ihnen sind gerade aktiv im Einsatz. „Ein toller Schatz“, findet Mirjam Enghy. Auch mit Blick auf die Verständigung, denn einige Schüler beherrschen neben Deutsch und Englisch auch noch eine andere Sprache.

Und wenn es doch einmal eine Sprachbarriere gibt, klappt die Verständigung auch „Händen und Füßen“. Oder mit Musik. „Musik ist eine Sprache für sich“, sagt Luca. Der 18-Jährige gibt sonntags in der Flüchtlingsunterkunft am Lippe-Berufskolleg Hip-Hop-Unterricht für Kinder. „Es ist motivierend zu sehen, dass die Kinder auch bei schwierigen Sachen dabeibleiben“, sagt er. Joris, Joel und Lukas geben einer italienischen Familie Sprachunterricht. Andere engagieren sich in der Kinderbetreuung – sei es in einer Privatfamilie oder in einer Flüchtlingsunterkunft.

„Dort benötigen die Menschen Abwechslung“, ist die Erfahrung von Dalia und ihren Freundinnen, die freitags und samstags einen Zumba-Kurs nur für Frauen anbieten. Ihre Motivation: zu sehen, wie die Menschen sich freuen. Aber manchmal sei es auch schwierig. „Man gewöhnt sich an Menschen,“, sagt sie. Trotzdem müssen einige gehen, andere kommen dazu.

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„Es ist toll zu sehen, wie engagiert die Schüler am Ball bleiben“, sagen (v.l.) Daniela Daus, Rita Gockel-Gesterkamp und Mirjam Enghy über das Engagement der Jugendlichen.

Einmal im Monat treffen sich alle gemeinsam, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Dabei werden sie von Mijam Enghy und Daniela Daus begleitet. Sie sind auch Ansprechpartner für Interessierte, die sich engagieren möchten, Tel. (0 29 41) 2 71 12 91. ?

Der Patriot  12.3.2016