Berichte  
Der Tristesse ein Schnippchen schlagen

„Die Macht der Worte“ überzeugt bei den „Schultheatertagen“

Miesbach könnte überall sein. Eine Kleinstadt mit grauen Häusern, einem grauen Marktplatz und einem ebenso grauen Brunnen. Sie bildet, im übertragenen Sinne, aber auch als Bild auf die Studiobühnenleinwand projiziert, am Dienstag den Hintergrund für das Stück „Die Macht der Worte“ von Carolin Sadler. Aufgeführt wurde es im Rahmen der „Schultheatertage“ von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 6 des Lippstädter Ostendorf-Gymnasiums unter der Leitung von Bettina Heine. Im Mittelpunkt des Stücks steht El Ludo, ein fröhlicher Weltenbummler, der für jede schöne Erinnerung bunte Knöpfe sammelt. Maximilian Brunnert spielt die Hauptrolle mit erfrischendem Charme und trägt das Stück von der ersten bis zur letzten Minute. Wie man beim Namen der Stadt unschwer errät, sind die Einwohner entsprechend mies drauf. Ob es die Bäckerin ist, die nur langweilige Brezeln backen kann, die Lehrerin, die sich über die Wasserrechnung für das Gießen ihrer geliebten Blumen ärgert, oder die Hausfrau, der eine fehlende graue Socke wichtiger zu sein scheint, als ihre Tochter Lola. Mal ganz abgesehen von der genervten Busfahrerin, die mit einem, wie könnte es anders sein, grauen Bus durch die Gegend fährt. Den Bus haben die Kinder aus Pappe selbst hergestellt, die passenden Geräusche kommen effektvoll vom Band. Mit freundlichen Worten, liebevollen Ratschlägen und kleinen Geschenken kann El Ludo der Tristesse ein Schnippchen schlagen und die Miesepeter nach und nach auf seine Seite ziehen. Selbst den traurigen Postboten, den unglücklichen Schornsteinfeger, die übellaunige Putzfrau und ganz zum Schluss sogar die ebenso pragmatische wie renitente Bankdirektorin. Den Kindern gelingt es gut, die einzelnen Charaktere zu verkörpern. Ein bisschen leise kommen die Stimmchen manchmal rüber, aber das machen die jungen Darsteller mit ihrem Spiel wieder wett. Zunächst vom Publikum fast unbemerkt, werden die Häuser auf dem Hintergrundbild nach und nach farbig. Ein wirklich verblüffender Effekt. Ganz unauffällig wechseln die Darsteller zwischendurch auch die Kleider. Die Bäckerin trägt plötzlich statt einer grauen eine knallrote Bäckermütze, die Lehrerin ein farbenfrohes Sommerkleid und der bis dahin eintönige Bus sieht unversehens aus wie ein mit Blümchen übersäter Bulli aus guten alten Hippie-Zeiten. Da bleibt der Applaus nicht aus, auf und vor der Bühne.  hewi

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Große Lust hat Busfahrerin Frau Langweil (Maya Krikun, r.) nicht, den Weltenbummler El Ludo (Maximilian Brunnert) mitzunehmen.  Foto: Wissing

Quelle: Der Patriot, 02.06.2016