Berichte
Kein Schreckgespenst
In Ausstellung „Mathematik zum Anfassen“ zeigt Schulfach eine andere Seite
Welche Kugel rollt am schnellsten? Die auf der mittleren geraden Bahn oder die auf den äußeren gekrümmten Bahnen? Die Antwort hat etwas mit Kreisen und Geraden zu tun. Die Kugeln auf den krummen Bahnen sind nicht nur schneller, sondern sogar unabhängig vom Startpunkt gleich schnell. Dahinter steckt die Tautochronie der Zykloide, die Linie gleicher Fallzeit.
Die Klasse 5a des Ostendorf-Gymnasiums testete die 20 Stationen der „Mathematik zum Anfassen“ gleich am Tag der Eröffnung. „Die Ausstellung ist super“, sagt Thomas Arbeiter, Vorsitzender der Fachschaft Mathematik. „Es ist total klasse, dass die Schüler alles selbst ausprobieren können.“ So stelle sich kein schlechtes Gefühl ein, das einige sofort mit dem Schulfach verbinden.
Denn auch wenn sich die Unterrichtsmethoden in den letzten 30 Jahren weiter entwickelt hätten, ist gegen die Mathe-Abneigung immer noch kein Kraut gewachsen. „Ab der Klasse 7 ist es zweigeteilt. Es gibt die Schüler, denen es leicht fällt, die mögen das Fach und es gibt diejenigen, denen es schwer fällt.“ Sobald sie den Anschluss verlieren, sei es schwer, das Interesse noch einmal zu wecken. Arbeiter: „Deshalb ist diese Ausstellung auch so wichtig. Hier kann jeder – von der Grundschule bis zur Oberstufe – etwas finden, das ihn interessiert.“
Wie zum Beispiel die „Wunderbaren Seifenhäute“. Auf einer Insel inmitten eines mit Seifenwasser gefüllten Beckens können die Besucher mittels eines hochzuziehenden Rings eine mannshohe Seifenblase erzeugen. Auch dahinter steckt ein mathematisches Kapitel, nämlich das der Flächen und Winkel.
„Es geht nicht darum, den Kindern alles zu erklären, sondern spielerische Aha-Effekte zu bekommen“, sagt Frank Osinski vom städtischen Jugend- und Familienbüro. Er hat die Wanderausstellung des Gießener Mitmach-Museums „Mathematikum“ mit Unterstützung des Ostendorfs und der Hueck-Stiftung nach Lippstadt geholt. Und das nicht weil Osinski selbst ein Mathe-Freak ist, sondern weil das Jugend- und Familienbüro mit seinen regelmäßigen Ausstellungen Bildung und Unterhaltung verbinden möchte.
Vom Konzept begeistert ist auch der stellvertretender Bürgermeister Franz Gausemeier: „Das ist learning by doing. So muss es sein.“
Die Tautochronie der Zykloide – mit einer Murmelbahn dargestellt: Das ist „Mathematik zum Anfassen“. Die gleichnamige Ausstellung in der Rathaus-Galerie testete die Klasse 5a des Ostendorf-Gymnasiums gemeinsam mit Lehrer Thomas Arbeiter (r.).
Quelle: Der Patriot, 08.11.2017
Foto: Rückert
