Berichte  
Am Rande des Nervenzusammenbruchs

Quelle: Der Patriot, 15.06.2019

Das Klassenzimmer ist immer noch der inspirierendste Stoff, wenn Schüler Theater spielen. So stand das Schulleben im Mittelpunkt einer Inszenierung, die die Drama Group des Ostendorf Gymnasiums im Rahmen der „Schultheatertage“ auf der Schlossbühne Overhagen aufführte. Unter dem Titel „#Trouble in #Drama Class“ fassten die Schüler drei Einakter zusammen. Eines der in englischer Sprache aufgeführten Stücke schrieben die Akteure der Drama Group selbst.

Forsche Ermittler: In dem selbst geschriebenen Stück „The Glove“ steht ein Mordfall im Mittelpunkt. Foto: Meschede

Von Dagmar Meschede

Lippstadt – „The Glove“ (auf deutsch: Der Handschuh) lautet der Titel der Eigenproduktion. Der im Dunkeln leuchtende Handschuh ist eine Spur im Mordfall, der an einem Internat spielt. Mysteriös ist aber nicht nur der auf dem Boden liegende Handschuh, sondern auch der Tod einer Schülerin. Die herbeigerufenen Polizisten – gespielt von Charlotte Gädicke und Anna-Lena Otte – wirken wie Karikaturen. Übereifrig und überfordert machen sie sich ans Werk. Dabei setzen sie sich mit coolen Sonnenbrillen und Dienstmütze in Pose. Ihr Gebaren erinnert an TV-Vorbilder wie zum Beispiel Kommissar Overbeck aus der „Wilsberg“-Krimireihe.

Schließlich sind die Ermittlungen für die Polizisten der heiß ersehnte erste richtige Fall in drei Jahren, wie sie betonen. Allerdings verhaften sie im Eifer ihrer Nachforschungen vorschnell einen Schüler, den sie bereits nach wenigen Sekunden wieder ziehen lassen müssen. Und zum Schluss steht auf der Bühne noch eine wilde Verfolgungsjagd an.

Mit jeder Menge Spielfreude, Einfallsreichtum und einem ausgeprägten Sinn für humorige Handlungsabläufe setzen die Akteure der Drama Group ihre Eigenproduktion, die drei Schüler mit kurzen musikalischen Einspielungen strukturieren, in Szene. Einziges Manko der Inszenierung sind die vielen Szenenwechsel und die damit verbundenen Unterbrechungen. Das bremst den Spiel- und Spannungsfluss aus, und die Darsteller haben keine Möglichkeit, Charaktere zu entwickeln und der Geschichte einen größeren Tiefgang zu verleihen.

Besser gestaltet sich das bei den beiden vorausgegangenen Einaktern „Beauty and the Beef“ und „First day in Drama Class“. Schminktäschchen und Spiegel liegen hier auf der Schulbank statt der lästigen Schulbücher. Und natürlich steht in Brad Slaights Stück „Beauty and the Beef“ das Thema Dating eine wichtige Rolle. Darf das It-Girl der Klasse den Außenseiter daten? Um diese Frage drehte sich der gerade einmal knapp fünf Minuten dauernde Einakter zu Beginn der Aufführung. Mit Spielfreude setzten Schüler dieses Stück in Szene.

Jede Menge Spaß am Spiel zeigen die Ostendorf-Schüler auch bei der Aufführung von Herb Haslers Stück „First day in Drama Class“. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Lehrerin Mrs. Brown (Sophie Ermantraut), die ihren Schülern schlichtweg nicht gewachsen ist. Null Bock hat die Theaterklasse auf den Unterricht und zeigt dies offen gegenüber ihrer Lehrerin. Das Ganze mündet schließlich in einer Verfolgungsjagd im Klassenzimmer. Am Rande des Nervenzusammenbruchs sinkt Mrs. Brown fix und fertig auf einen Stuhl. Alles entpuppt sich als ein Spiel, inszeniert um die die verbissene Lehrerin an ihre Grenzen zu bringen. […]