Berichte  
Vortrag zu Afghanistan

Aktueller kann ein Vortrag zur Geschichte eines Landes nicht sein – so zumindest der Eindruck der anwesenden Zuhörer*innen. Dank der Vermittlung durch Herrn Dieter Brand von der Gesellschaft für Sicherheitspolitik konnte nach fast zweijähriger Zwangspause endlich wieder eine hochkarätige Vortragsveranstaltung im Forum der Europaschule Ostendorf-Gymnasium stattfinden. So durften interessierte Schüler*innen der 11. und 12. Jahrgangsstufe den spannenden Ausführungen des Referenten Herrn Hans-Ulrich Seidt folgen, der in den Jahren 2006 bis 2008 als deutscher Botschafter in Kabul tätig war.

Ausgehend von der Prämisse, dass die aktuellen Ereignisse in Afghanistan nur zu verstehen sind, wenn die geschichtlichen Zusammenhänge berücksichtigt werden, zeigte der Referent die Entwicklung des Landes zwischen 1880 und 1930 anhand von eindrucksvollem Bild- und Kartenmaterial auf. Mit fachkundigem Blick auf das Land, die Menschen und die Region gelang es Herrn Seidt, seine persönliche Einschätzung engagiert darzulegen. Als ehemaliger Botschafter und ausgewiesener Kenner des Landes erklärte er die zentralen Entwicklungen und komplexen Zusammenhänge der Ereignisse in den letzten Wochen auf der Grundlage eigener Erfahrungen anschaulich und vor dem Hintergrund einer großen Verbundenheit mit dem Land und seinen Bewohnern. Afghanistan, das machte der Referent deutlich, ist seit dem 19. Jahrhundert ein Land „zwischen den Mächten“, dessen historische, religiösen und gesellschaftlichen Besonderheiten nicht unter Zuhilfenahme westlicher Leitbilder zu verstehen und schon gar nicht zu bewerten seien.

Die zahlreichen Fragen aus den Reihen der Schülerschaft nach der Rolle der Ortskräfte, dem Schicksal von Frauen und Mädchen sowie der Rolle der USA im Konflikt machten deutlich, wie brisant das Thema ist und wie sehr es die jungen Erwachsenen beschäftigt. Und wie ist es um die Zukunft Afghanistans bestellt? Notwendig sei der Fortbestand der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Afghanistan sowie die Hilfe für die Menschen in Afghanistan vor Ort, vor allem im Hinblick auf den nahenden Winter, betonte Herr Seidt abschließend.

 

(von links) Hanno Brettin, Herr Hans-Ulrich Seidt (Referent), Ariana Farahani, Mariia Marchenko, Diana Farahani, Frau Janine Brand (Europaschule Ostendorf-Gymnasium), Frau Mariella Bousabarah (GSP), Viktoria Schott, Laura Ramiro Maldonado, Herr Dieter Brand (GSP)