Berichte  
Echte Europapolitiker und ‚Simulanten‘

Die Europa-Abgeordneten Birgit Sippel und Dr. Peter Liese berichteten den Schülern zum Auftakt des Simulationsspiels von ihrem Ar- beitsalltag. Anschließend wurde es für die Neunt- und Zehntklässler selbst ernst. ■  Fotos: Klug

Die Europa-Abgeordneten Birgit Sippel und Dr. Peter Liese berichteten den Schülern zum Auftakt des Simulationsspiels von ihrem Arbeitsalltag. Anschließend wurde es für die Neunt- und Zehntklässler selbst ernst. Fotos: Klug

Wie sollen junge Asylsuchende an Bildung kommen? Sollen die Staaten das einzeln klären oder soll das auf europäischer Ebene entschieden werden? Und wie werden Flüchtlinge eigentlich untergebracht? Das sind nur drei Fragen, die sich gestern und heute 33 Schüler des Ostendorf-Gymnasiums stellen. Die Neunt- und Zehntklässler der Europaschule schlüpfen bei einer Simulation in die Rollen von EU-Rats- und -Parlamentsmitgliedern. Bevor es jedoch richtig los ging, plauderten zwei Experten aus dem Nähkästchen: Birgit Sippel (SPD) und Dr. Peter Liese (CDU), beide Abgeordnete im Europaparlament.

„Ich bitte um die einzelnen Positionen der Fraktionen“, sagt der Schüler, den das Schild vor ihm als Präsident des EU-Parlamentes ausweist. Zuvor hatte Dorothee Adam von EuroSoc, dem Unternehmen, das das Spiel anleitet, den Vorschlag der Kommission zur Verabschiedung einer Asylrichtlinie vorgestellt. Einen Raum weiter führt der Rat eine inoffizielle Diskussion zum selben Vorschlag.

Unmittelbar melden sich die Vorsitzenden von EVP (Europäische Volkspartei), S&D (Progressive Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament), Alde (Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa) und Co. zu Wort. Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Positionen sind sich alle einig: Am Kommissionsvorschlag muss noch gefeilt werden, so stimmt das Parlament nicht zu.

Sehen sich die Ausführungen der Kommissionsvertreterin interes- siert an: Schüler, die die Grünen im EU-Parlament vertreten.

Sehen sich die Ausführungen der Kommissionsvertreterin interessiert an: Schüler, die die Grünen im EU-Parlament vertreten.

Für ihre jeweiligen Positionen – die verschiedenen Parteien im Parlament sowie die verschiedenen Ländervertretungen im Rat – haben die Schüler im Vorfeld Rollenprofile bekommen. Sie geben Stichpunkte zur jeweiligen Grundhaltung und Toleranzgrenzen preis. „Daran sollen die Schüler auch erfahren, was es für Schwierigkeiten gibt“, erzählt Adam über die simulierte politische Arbeit. So lernen sie, wer wofür steht und dass Kompromisse – beispielsweise bei Gesetzgebungsverfahren – dazu gehören. „Das Ergebnis liegt völlig in der Hand der Schüler“, so Adam. „Die Veranstaltung ist ein Geschenk angesichts der Diskussion, die in den letzten Wochen sowohl auf EU-Ebene als auch in Lippstadt geführt wurden“, sagt Dagmar Huhn bezüglich der Flüchtlingsthematik der Simulation.

Die Lehrerin für Sozialwissenschaft, Mathe und Religion macht ein derartiges Planspiel am Ostendorf-Gymnasium zum ersten Mal mit. Sie hat ihre Schüler vorbereitet, nachdem das Informationsbüro München vom Europäischen Parlament die Lippstädter Schule angeschrieben hatte. Einige Schüler brachten auch schon gute Voraussetzungen mit: „Ich habe das Glück, dass ich engagierte Schüler hab’, die teilweise auch mit Flüchtlingen Kontakt haben“, so Huhn.

Der Patriot, 2.6.2015