Berichte
Abgehalfterte Zauberer
Die ‚Drama Group‘ des Ostendorfs zeigte „Margolin and the Sacred Crystal of Galloran“
Man stelle sich mal vor, Harry Potter sei in die Jahre gekommen. Die Zaubertränke und Zaubersprüche verfehlen ihre Wirkung. Der Umhang hat mit den Jahren ein paar Flecken angesetzt, und auch die Technik ist nicht mehr das, was sie mal war. Während nämlich seine Zaubererkollegen auf moderne Medien wie Facebook und Co. setzen, muss sich die Harry-Potter-Light-Version Margolin (Johannes Lässig) mit einer alten mechanischen Schreibmaschine und einem Schnurtelefon begnügen, das allerdings nicht einmal eingestöpselt ist.
Kurzum: Das Zaubererbüro von Margolin ist reichlich abgehalftert. Es gilt also die Devise „We need to do something!“ Das sagt jedenfalls seine energische Zaubererkollegin Oksana (Mara Spork). Das ist die Ausgangsposition von Geoff Bambers Stück „Margolin and the Sacred Crystal of Galloran“, das die English Drama Group des Ostendorf-Gymnasiums am Mittwoch im Rahmen der „Schultheatertage“ auf der Studiobühne in Szene gesetzt hat.
Erzählt wird in dem von Annette Hesse und Kristina Hölker inszenierten Stück Margolins und Oksanas Versuch, wieder zu Zauberkräften zu kommen. Dafür suchen sie zunächst ihre frühere Zauberschule auf, die einem Hogwarts in Mini-Format gleicht. Doch selbst an der alten Schule ist nichts mehr wie es mal war. Von dort aus reisen sie über den Atlantik nach Amerika, um den Sacred Crystal of Galloran ausfindig zu machen, der ihre Zauberkräfte auffrischen soll.
Natürlich müssen sie auf ihrer Reise manches Abenteuer bestehen. So treffen sie auf Piraten und andere seltsame Gestalten. Mit viel Spielfreude und Fantasie reizen die Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 12 facettenreich ihre Rollen aus.
Vor allem Johannes Lässig als Margolin setzt lustvoll so manche Wortspielerei um — zum Beispiel, wenn es um Missverständnisse zwischen den Worten „Wizard“ und „Lizard“ geht. Margaretha Esch mimt indes vorzüglich die bisweilen nervige, den beiden Zauberern anhänglich hinterher eilende Sekretärin Skribbla, während Mara Spork als Hexe Oksana alles mit Bedacht angeht.
Über viel Witz verfügt letztlich auch das Spiel. Wenn unter anderem der Sheriff mit lautem Blaulichtgetöse mit dem Kinderrad andüst und er von der Körpergröße den Zauberern gerade einmal knapp bis zum Bauchnabel reicht, sorgt das schon rein optisch für Lacher. Problematisch sind dagegen die vielen Szenenwechsel, denn sie verhindern, dass die Inszenierung in Fluss kommt. Im Film mag so etwas funktionieren. Im Theater reißt es einen immer wieder aus der Geschichte heraus — schade eigentlich. mes. Der Patriot, 29.5.2015