Berichte  
Das große Rascheln

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Jeden Tag Zeitungs-Zeit: Seit dieser Woche beschäftigen sich die Teilnehmer des Projektes „Zeitung macht Schule“ (im Bild: Achtklässler des Geseker Gymnasiums Antonianum) ganz intensiv mit der Tageszeitung.    Foto: Tuschen

Eine Zeitungsstunde bei der 8a des Lippstädter Ostendorf-Gymnasiums

Lautes Rascheln erfüllt den Raum, als die 23 Schüler gleichzeitig die druckfrische Zeitung aufschlagen. Einen kurzen Moment lang ist kein zusätzlicher Mucks zu hören. Dann beginnen die Schüler, mit ihren Nachbarn über den Zeitungsinhalt zu sprechen. Anders als üblich – da Zeitunglesen im Unterricht und sich darüber mit dem Nachbarn austauschen wohl eher weniger an der Tagesordnung sein dürfte – ist das jetzt auch ganz im Sinne von Christine Hamacher, einer der Deutsch-Lehrerinnen an der Europaschule Ostendorf-Gymnasium in Lippstadt. Denn ihre 8a ist eine von 48 Klassen im Gebiet, die das Projekt Zeitung macht Schule derzeit auf dem Stundenplan stehen haben.

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Zeitung macht Schule beziehungsweise ZiSch hat auch die 8a des Ostendorf-Gymnasiums jetzt sechs Wochen lang dick im Stundenplan stehen.   Foto: Klug

„Das Sternzeichen? Das ist ganz am Ende“, verrät ein Schüler seinem Nebenmann. Zwei Reihen hinter ihnen kichern ein paar Mädchen beim Anblick der Wäsche-Kollektion, die ein heimischer Landwirt – bekannt aus dem Fernsehen – auf einer der Lokalseiten in die Kamera hält. An der Wand hängen zwei Poster, die davon zeugen, dass die Achtklässler sich nicht erst seit dieser Stunde mit den Printmedien auseinandersetzen. Um ein grünes Plakat herum, auf dem der Satzanfang „Ich lese (keine) Zeitung, weil…“ steht, haben sie gelbe Zettel geklebt. Einem ist zu entnehmen, dass der Autor manchmal Zeitung liest – nämlich immer dann, wenn der eigene Sportverein drin steht. Ein anderer Schüler begründet, dass nicht nur die Bilder, sondern eben auch die Texte wichtig seien und er die Zeitung deshalb wirklich auch lese. Ein dritter bekommt die wichtigen Information, die er braucht, auf sein Handy oder von Freunden und Eltern erzählt und spart sich dafür die von der Druckerschwärze verfärbten Fingerkuppen.

Das Interesse an Nachrichten ist groß

Insgesamt haben 18 der 23 Schüler auch vor ZiSch schon mal eine Tageszeitung gelesen. Fast alle von ihnen sind an Nachrichten interessiert und informieren sich regelmäßig darüber – und zwar über verschiedenste Kanäle.

„Ich hab’ die Zeitung schon durch“, schallt es plötzlich aus einer Ecke des Raumes. „Du hast ja nur die Bilder angeguckt“, erwidert ein anderer lachend.
Nach einigen Minuten Lesezeit hakt Hamacher ein. Heute stehen die Ressorts im Mittelpunkt der Stunde. Nachdem ein Schüler eine Definition des Begriffs von einem Arbeitsblatt abliest, fragt die Lehrerin: „Welche Ressorts gibt es denn in einer Zeitung?“ Wieder ertönt das geschäftige Geraschel von Schülerhänden in Papierseiten. „Sport“, sagt ein Junge, „Blick in die Welt“, „Politik“ und „Lokales“ ergänzen seine Mitschüler.
Die Achtklässler sind mit jeder Menge Interesse bei der Sache. Das ist spürbar. Sophia freut sich bei Zeitung macht Schule besonders darauf „dass wir auch mal die Redakteure besuchen und ihnen Fragen stellen dürfen“. Christoph, einer ihrer Mitschüler, hingegen findet es am besten, „dass man Artikel selbst schreiben kann und sie abgedruckt werden.

J. Klug, Der Patriot, 24.10.15