Berichte
Geschichte als Basis für Politik
Ratsmitglieder stellen sich Schülerfragen
„Wenn ich keine Spätschicht gehabt hätte, wäre ich heute nicht hier gewesen“, sagte Werkzeugmechaniker und Fraktionsvorsitzender der Linken, Michael Bruns, der sich ehrenamtlich in der Kommunalpolitik in Lippstadt engagiert. Er ist einer von sechs Mitgliedern der im Stadtrat vertretenen Parteien (allein die BG fehlte), die gestern Morgen im Ostendorf-Gymnasium von Schülern der Klasse 7b im Politikunterricht zu ihrer Arbeit als Lokalpolitiker befragt wurden.
Die Lehrerin Monika Barkey betreute das Projekt, für das die Klasse bei einem Schülerwettbewerb von der Bundeszentrale politische Bildung (bpb) ausgewählt wurde, um es zu testen: „Die 7b ist eine sehr engagierte Klasse, mit der kann man sowas machen“, sagte die Lehrerin stolz. Und so waren die Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet, als sie vor den Politikern saßen und gespannt zuhörten, was diese zu ihrer politischen Arbeit bewegt hat und was sie damit erreichen wollen. So hat sich der Diplom-Designer Holger Künemund schon als Jugendlicher bei der SPD engagiert und wollte, jetzt als Grünen-Politiker, „lernen und verstehen, wie die Dinge bei der Stadt ablaufen.“ Axel Bohnhorst, Fraktionsvorsitzender der CDL, gefällt die „Vielfältigkeit“ im Stadtrat, wenn man „viele Meinungen zusammenbündeln kann und dann die beste Entscheidung trifft“.
Als eine Schülerin nach den täglichen Aufgaben eines Politikers fragte, zeigte Lehrerin und FDP-Fraktionsmitglied Dr. Gabriela Jonas-Ahrend auf ein 377-seitiges Papierbündel mit Tagesordnungspunkten, die vor den öffentlichen Sitzungen zu lesen sind. „Das ist vor allem viele Lesearbeit. Das mache ich meist Samstag, wenn ich ausgeschlafen habe“, bestätigte Bruns.
Auf die Frage nach dem größten Misserfolg bzw. Erfolg antwortete Gabriele Oelze-Krähling (SPD), Leiterin einer Kindertagesstätte: „Wenn man überstimmt wird, ist das nie schön. Gefreut habe ich mich damals über das erlassene Kindergartengesetz.“ Gabriela Jonas-Ahrend machte den Kindern dabei auch klar, dass es bei der Wahl auf „jede einzelne Stimme“ ankommt.
Franz Gausemeier (CDU) lobte zum Abschluss das Interesse der Schüler für die Politik: „Die Plakate zu den KZs und der Hitlerjugend an den Wänden des Klassenraumes sind mir gleich aufgefallen. Geschichtswissen ist die Ba-
sis für einen Politiker.“
Der Patriot, 28.1.16