Berichte  
Ein menschliches Monster

Die Drama Group des Ostendorf-Gymnasiums setzte „Frankensteins creation – a monster“ in Szene.     
Foto: Meschede
Quelle: Der Patriot, 15.06.2018

Von Dagmar Meschede
Quelle: Der Patriot, 15.06.2018

Ostendorf-Gymnasium zeigt „Frankenstein“ bei den Schultheatertagen
Erst ein wenig Lichtgeflimmer, dann räkelt es sich unter dem Laken, und plötzlich ist es da. Dem Bettlaken entschlüpft Frankensteins Monster (Wiebke Struthoff) wie Phönix aus der Asche. Noch ist die Kreatur ein wenig benommen und hockt verwundert auf dem Bett, nachdem Viktor Frankenstein (Jakob Schemmann) sie zum Leben erweckt hat. Wenige Sekunden später marschiert das Monster auf wackeligen Füßen, wie ein kleines Kind, das gerade das Laufen erlernt, aus dem Raum.
Kann so ein Wesen ein Monster sein? Gerade in Zeiten, wo Debatten über die Künstliche Intelligenz die Feuilleton-Debatten beherrschen und sich die Frage stellt, inwieweit Maschinen ein Denken oder Fühlen vorgaukeln können, wirkt ein Literaturklassiker wie Mary Shelleys „Frankenstein“ aktueller denn je.
Die Drama Group des Ostendorf-Gymnasiums hat sich dieses Stoffs angenommen und im Rahmen der vom Kulturring Lippstadt veranstalteten Schultheatertage aufgeführt. Auf der Schlossbühne des Gymnasiums Overhagen setzten die Schüler die Dramatisierung der Romanvorlage in englischer Sprache in Szene. Eingefügte Popsongs (hervorragend interpretiert von Alicia Jahncke) geben dem Stoff einen modernen Anstrich.
Dabei hält sich die Bühnenadaption von Susanne Franz und Mechthild Hesse ziemlich nah an Shelleys Romanvorlage, verdichtet hier und da den Handlungsablauf, streicht Figuren oder fügt andere wie beispielsweise die Erzählerin Mary Shelley (Sarah Vierkant) hinzu. Doch im Kern bleibt das Gerüst der Geschichte bestehen und damit natürlich auch die Frage, wie menschlich Frankensteins Monster ist.
Mit Struthoffs Darstellung ist die Frage übrigens klar beantwortet. Ihr Monster ist menschlich, sehr menschlich sogar. Sie gibt sich wie ein zahmes, liebesbedürftiges Riesenbaby mit Bärenkräften und ist eher eine tumbe Monster-Version als ein gemeingefährliches Labor-Geschöpf. Eher zufällig fällt ihr Viktor Frankensteins Bruder Wilhelm (Elisabeth Müller) zum Opfer. Erst als Frankenstein seinem Monster die Schaffung einer Partnerin verwehrt, zeigt die Kreatur ihre dunkle Seite. Noch in der Hochzeitsnacht tötet das Monster Viktors frisch angetraute Ehefrau Elisabeth (Kim Schulz) und kurz darauf ist auch Frankenstein selbst tot.
Mary Shelleys Klassiker bietet Grusel und Spannung – eigentlich alles, was man für gute Unterhaltung braucht, ideal also für Schultheater-Projekte. Vor allem setzt die Drama Group des Ostendorf-Gymnasiums unter der Leitung von Andrea Hesse und Kristina Hölker in ihrer fantasievollen Inszenierung mehr auf die Komik, in denen das Theater als Theater erkennbar bleibt. So sind beispielsweise die zum Einsatz kommenden Pistolen klar als Spielzeugpistolen erkennbar. Dabei ist die Spielfreude bei den jugendlichen Darstellerin groß. Und auch das Publikum hat an der Aufführung seinen Spaß.